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Die Schreibkompetenz

 

Unter einer voll ausgebildeten Schreibkompetenz (engl. writing literacy) versteht man die Fähigkeit, einen Text, abstrahiert vom Hier und Jetzt, über die unmittelbare Schreibzeit und den Schreibort hinaus prinzipiell für jedermann lesbar verfassen zu können (vgl. Ossner 1995).

 Das Modell von Bereiter

Es wird heute allgemein davon ausgegangen, dass der Weg zu einer voll entwickelten Schreibkompetenz über mehreren Stadien führt. Eine mögliche Darstellung solcher Stadien stellt Bereiters Modell der Entwicklung von Schreibstrategien dar. Bereiter (1980) unterscheidet dabei sechs Fähigkeitskomplexe, die eine entwickelte Schreibkompetenz kennzeichnen

- Assoziatives Schreiben: Der Fokus liegt auf dem Prozess der Ideenproduktion und des Hervorbringens von Sprache. Dabei findet keine vorgreifende konzeptionelle Planung statt.
- Performatives Schreiben: Es wird versucht ein Schreibprodukt zu erzeugen, das grammatischen und orthographischen Normen folgt.
- Kommunikatives Schreiben: Das Schreiben wird an potentiellen Adressaten orientiert.
- Reflektiertes Schreiben: Der Schreibende tritt seinem eigenen Text als kritischer Leser gegenüber und bewertet ihn in Bezug auf die eigenen Ansprüche und Ziele.
- Epistemisches Schreiben: Beim Schreiben werden gedankliche Konzepte gebildet und neue Zusammenhänge hergestellt. Das Schreiben wird so zu einem integralen Bestandteil des Denkens.

Im Laufe der individuellen Schreibentwicklung steigt nach und nach die Anzahl der Fähigkeitskomplexe, die innerhalb des Schreibprozesses koordiniert werden können. Da die kognitive Kapazität des Menschen begrenzt ist, können nicht alle Fähigkeitskomplexe gleichzeitig in den Schreibprozess integriert werden. Die Integration neuer Fähigkeitskomplexe wird erst dadurch ermöglicht, dass durch die weitgehende Automatisierung bereits vorhandener Fähigkeitskomplexe eine kognitive Entlastung stattfindet.

Mündliche und schriftliche Kommunikation

Betrachtet man die kognitive Entwicklung, die zur Meisterung der einzelnen Stadien notwendig ist, genauer, so wird deutlich, dass der Prozess der Literalisierung weit mehr erfordert, als das Erlernen der Laut-Buchstaben-Zuordnung und die Einhaltung orthografischer Normen, da sich schriftliche Kommunikation in einigen wesentlichen Aspekten von mündlicher Kommunikation unterscheidet. Schriftliche Kommunikation ist in der Lage, Raum und Zeit zu überwinden und richtet sich damit an einen nichtanwesenden Leser, dessen Zeigefeld und Kontext sich in aller Regel von denen des Schreibers unterscheiden. Im Prozess der Literalisierung muss man daher lernen, den eigenen egozentrischen Standpunkt zu relativieren und diesen nichtanwesenden Leser mit seinen Bedürfnissen, Verständnisproblemen und möglichen Einwänden zu berücksichtigen. Wann die für diesen Schritt notwendige Dezentralisierung stattfindet und die Fähigkeit, sich in einen abwesenden Leser hineinzuversetzen, erlangt wird, hängt nicht von einem bestimmten Alter ab, sondern allein vom Fortschritt im Prozess der Literalisierung (vgl. Ossner 1995).

Primäre und sekundäre Schreibkompetenz

Nach Dieter 2006 kann zwischen primären und sekundären Schreibkompetenzen unterschieden werden. Primäre Schreibkompetenzen sind allgemeine, von bestimmten Medien unabhängige Schreibkompetenzen. Aufbauend auf diesen primären Schreibkompetenzen können sekundäre Schreibkompetenzen entwickelt werden. Darunter ist die Fähigkeit zu verstehen Texte zu erstellen, die in Bezug auf Inhalt und Form den Ansprüchen bestimmter schriftbasierter Medien genügen, also z.B. Texte für Zeitungen, wissenschaftliche Zeitschriften oder Websites. Die primären Schreibkompetenzen müssen dabei mit den Kenntnissen über die Funktionsweise des jeweiligen Formats im kommunikativen Prozess und seine technische Handhabung verbunden werden.

 Schriftspracherwerb

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